...>♥<...The crazy World from ChaosQueen...>♥<...

Straßenbahn

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Ein ganz normaler Tag, denkst du zumindest. Stell dir vor, du fährst wie jeden Tag zuerst mit dem Bus und dann mit der Straßenbahn in Richtung deiner Arbeitsstelle. Wie immer sitzt du da und hörst Musik, sodass du fast nichts anderes aus deiner Umgebung mitbekommst. An diesem Tag sitzt du recht weit vorn, mit dem Rücken entgegen der Fahrtrichtung. Du hast nur noch 2 Stationen vor dir bevor du aussteigen musst.
Die Straßenbahn fährt an um sich auf den Weg zur nächsten Haltestelle zu machen. Sie ist noch nicht komplett mit ihrem Anhänger über die Kreuzung hinweg, da beginnt die Bahn zu bremsen. Du bist dabei deinem Freund eine Nachricht zu schreiben. Eine Vollbremsung und trotz der Musik und dem abgelenkt sein, da du noch dabei bist die Nachricht zu verfassen, hörst du plötzlich die panischen Geräusche der Menschen die mit dir unterwegs sind. Du fährst nicht mehr, du stehst, also eigentlich sitzt du, aber die Bahn bewegt sich nicht mehr.
Du nimmst die Kopfhörer aus den Ohren und wirfst einen Blick nach links, aus dem Fenster.
>Schock<  Du wirst nervös, fast panisch, versuchst dich aber im Gegensatz zu der völlig aufgedrehten Frau zusammen zu reißen. Neben dir, direkt aus deinem Fenster zu sehen, liegt ein Mann, regungslos. Der erste Gedanke. "Er ist tot." Das Gesicht nach unten, das linke Bein nach oben geklappt. Die Frau redet völlig panisch, redet davon ob jemand ein Handy hat. Natürlich, grade noch dabei gewesen eine Nachricht zu verfassen. Du fängst an zu zittern, versuchst dein Handy zu entriegeln, doch durch die nervösen Hände gelingt es nicht sofort. Auch die Nummer vom Rettungsdienst ist dir entfallen, kurz durch atmen und sie fällt dir wieder ein. Zittrig und völlig nervös stehst du vor dem Fenster, denn alle Türen bis auf die Tür bei der Fahrerin sind verschlossen. Du siehst aus dem Fenster und versuchst die Situation zu schildern, auf den Straßennahmen kommst du im ersten Moment auch nicht. Alles was sonst normal in deinem Kopf ist, scheint plötzlich blockiert. Im Hinterkopf hast du plötzlich die Gespräche von deinem Freund und dir. Es ist nicht lange her da habt ihr euch genau über solche Situationen unterhalten. Er erklärte dir viele Dinge, er selbst ist in der freiwilligen Feuerwehr und kennt somit all diese Situationen. Er sagte dir was für die Menschen in der Leitzentrale wichtig ist, du fängst an dich zu sammeln und versuchst dem Mann am anderen Ende der Leitung die wichtigsten Informationen über den regungslosen Mann zu schildern.
Nach dem Telefonat willst du nur noch raus, dem Mann helfen. Alle deine persönlichen Sachen einfach in der Straßenbahn liegen gelassen und durch die einzige Tür die geöffnet war. Mittlerweile war eine weitere Person bei dem Verletzten angekommen. Du siehst die Frau an, die genau wie du neben dem Mann kniet und versucht mit ihm zu sprechen. Gott sei Dank er ist immerhin ansprechbar. In deinem Kopf die ganze Zeit die Frage "woher bekomm' ich jetzt ein Tuch", ein Tuch für seine Wunden. Auf zur Fahrerin, sie fragen ob sie ein Tuch hat. Es klingt bescheuert, aber auf die Idee nach einem Verbandskasten zu fragen, der in jeder Straßenbahn, sowie zur Not in jedem Auto vorhanden sein sollte, kamst du nicht. Zurück zum Verletzten, eine gefühlte Ewigkeit ist mittlerweile vergangen, seitdem du den Notruf abgesetzt hast. Deine Hände sind immer noch zittrig, den Verbandskasten hast du auf bekommen, die blöden Verpackungen in denen sich die Mullbinden und Kompressen befinden wollen sich nicht so einfach öffnen lassen. Nebenbei unterhältst du dich mit der Frau die ebenfalls neben dem Mann kniet. Aus dem Gespräch ergibt sich, dass diese Frau nicht einmal in der Straßenbahn gesessen hat, sondern aus dem Gebäude gegenüber ihren Arbeitsplatz verlassen hat um zu helfen.
Neben euch stehen Menschen, Menschen die nur dumm schauen, Menschen die panisch durch die Gegend laufen, die sich wichtig tun, weil sie alles haargenau gesehen haben wollen. Niemand der hilft, niemand der auf die Idee kam den Notruf abzusetzen. Du sprichst mit dem Mann, hälst ihm Mullbinden und Kompressen ins Gesicht und an den Kopf. Plötzlich ein Mann der sich wichtig tun will und den Mann in die stabile Seitenlage bringen will, völlig bescheuert, der Mann ist ansprechbar, desweiteren scheint es nicht sonderlich klever sein Bein zu verbiegen, was anfangs völlig verdreht neben seinem Oberkörper gelegen hat. Endlich die erlösenden Töne aus der Ferne von Polizei und Krankenwagen.
Endlich naht Hilfe und du bist nicht mehr auf die allein gestellt. Die Polizisten kommen und befragen die Leute, wer etwas gesehen hat und die Sanitäter kümmern sich um den Verletzten. Du gehst zur Fahrerin um sich um sie zu kümmern, denn sie ist völlig aufgelöst und steht völlig unter Schock. Sie erzählt dir das sie alles getan hat um zu bremsen, aber es war zu spät, der Radfahrer ist einfach über rot über die Schienen gefahren. Nach einiger Zeit kommt ein Kollege von ihr und bittet dich noch etwas bei ihr zu bleiben bis der Notfallseelsorger eintrifft, er meint das du dich bis jetzt sehr gut um sie gekümmert hast und es vielleicht ganz gut wäre wenn du bei ihr bleibst. Er führt euch zum Fahrzeug der Polizei, der Polizist fragt irritiert und merkwürdig wer du seist, der Kollege der Straßenbahnfahrerin erklärte ihm das du eine Passantin seist die sich bereit erklärt hat noch einen Moment Beistand zu leisten. Danach ging es zu einem Fahrzeug in dem ihr für kurze Zeit etwas Ruhe habt, es dauerte jedoch nicht lange bis der Notfallseelsorger dazu kam und ein paar Worte mit euch wechselte. Du hast deine Daten hinterlassen und der Seelsorger bat dir an dich in die Firma zu bringen, beendetet das Gespräch mit der Fahrerin vorerst um es in der Zentrale fortzuführen. Dir selbst war eigentlich schon längst nicht mehr nach arbeiten zu mute, ein Schnaps wäre dir lieber gewesen. Der Notfallseelsorger teilte dir mit, dass du sehr gut reagiert hast und gab dir eine Karte von ihm, um sich melden zu können wenn es nötig ist. Natürlich hattest du in der Firma zwischendrin kurz bescheid gegeben das du später kommen würdest. Etwa eine halbe Stunde später als sonst warst du dann in der Firma und immer noch sehr aufgelöst. Zum Glück dauerte es nicht lange und dein Freund kam auf den Hof, das Gefühl war gut. Nachdem auch er wusste was passiert ist nahm er dich in den Arm, war stolz auf dich und bezeichnete dich als Heldin.
Für dich war es selbstverständlich und doch tat es gut es zu hören und einen Moment in den Armen von ihm verweilen zu können. Noch viele Tage später saß dir der Schock in den Knochen, jedes mal wenn du an der Unfallstelle vorbei kamst wurde dir komisch, du warst aufmerksamer als sonst und hast mehr auf dich und die Menschen in deiner Umgebung geachtet. Die Angst sowas nochmal zu erleben war groß.
Jedoch würdest du es jedes mal wieder tun, jedes mal wieder reagieren und am liebsten würdest du dich ehrenamtlich engagieren. Leider lässt dies die Zeit nicht zu. Noch nicht.


An dieser Stelle möchte ich gleichzeitig noch einmal auf etwas aufmerksam machen:


 

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